The animated us
Installation, 2019
Künstlerhaus Neumünster
The animated us verhandelt das Thema Animismus in zeitgenössischer Kunst.
Animismus, vom lateinischen Wort Anima (Geist, Seele) kommend, meint im konventionellen Sinn die Belebung von unbelebten Objekten mit Geist und Seele.
Ausgangspunkt für das Projekt ist die Beschäftigung mit der mittelalterlichen Bildkultur. Seit der Neuzeit wird landläufig eine Trennung zwischen Kunstwerk und BetrachterIn vollzogen. In Bezug auf die Bildkultur des Mittelalters gibt es Thesen, die vorschlagen, dass die Grenzen zwischen Kunstwerk und BetrachterIn als fließend angenommen wurden.
Meditierte beispielsweise ein Gläubiger über einem Heiligenbild, war der Heilige für den Gläubigen nicht nur abgebildet, sondern präsent. Fasziniert von dieser Art der Wahrnehmung, entwickelte Daniela Trinkl in Neumünster ihr Projekt als Analogie zu einer mystischen Überlieferung aus der Kunstgeschichte. Demnach wurde der Zisterziensermönch Bernhard von Clairvaux während einer Meditation vor einem Kruzifix von diesem umarmt.
In Trinkls Installation stellt Objekt 1 (Objekt an der Wand) eine Abstraktion des Gekreuzigten dar. Objekt 2 („schwebendes“ Objekt) bedeutet einerseits auf inhaltlicher Ebene den losgelösten Christus vom Kreuz. Andererseits stellt das Objekt durch das „Öffnen der Arme“ eine Einladung für die BetrachterInnen dar, sich auf eine Verbindung mit Kunst einzulassen. Im metaphorischen Sinne bedeutet das Loslösen des Objekts/des Christus von der Wand/vom Kreuz in den Raum hinein den Schritt von tot zu lebendig zu vollziehen. Kunst ist nicht mehr nur das passive Objekt, das rezipiert wird und vom/von der BetrachterIn getrennt ist. Sowohl Kunstwerk als auch BetrachterIn können in der Beziehung miteinander sich gegenseitig animieren und auf geistiger und seelischer Ebene formen.
The animated us versteht sich vor diesem Hintergrund als Sinnbild mit der Fragestellung, ob zeitgenössische Kunst die Fähigkeit haben kann, in der Beziehung mit den BetrachterInnen eine Art fünfte Dimension aufzustoßen. Damit werden tiefere Formen der Wahrnehmung aufgemacht, um Kategorien wie „real“ und „imaginär“ zu hinterfragen oder aufzulösen. Ziel ist, Alternativen zu einer normativen und homogenen Perspektive auf die Welt anzubieten.
Installation 2019
Steinzeug und Perlonfäden, Text
Größe Objekt 1 (Objekt an Wand): Länge ca. 120 cm, Breite ca. 86 cm
Größe Objekt 2 („Schwebendes“ Objekt): Länge ca. 185 cm, Breite ca. 120 cm